Silent Green – ein Forschungsprojekt, das Maßstäbe setzt
Silent Green ist der Name eines Pilotversuchs – und zugleich eines ganz besonderen Fahrzeugs. Mit einer Kombination aus Erdgas- und Elektroantrieb stellt es sich dem Vergleich zu einem herkömmlichen Dieselfahrzeug.
Ein Müllsammelfahrzeug hat anspruchsvolle Aufgaben. Der üblicherweise mit einem Dieselmotor angetriebene Lkw ist im Stop-and-go Betrieb in der Stadt unterwegs und fährt dort leider sehr unwirtschaftlich. Die Geräuschentwicklung, der Schadstoffausstoß und der Verbrauch von Ressourcen galten bislang als unvermeidbar. FES testet nun in Zusammenarbeit mit der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), ob das so bleiben muss.
Fahrzeuge unter der Lupe
In einem Pilotprojekt wird das Unternehmen ab Mitte 2018 ein erdgas-elektrisches Hybridfahrzeug in den täglichen Sammelbetrieb schicken. Bereits ein Jahr vorher wurde ein Dieselfahrzeug (EURO VI) mit modernster Messtechnik ausgestattet. Beide werden nun nacheinander auf alle umweltrelevanten Parameter hin überprüft, allen voran den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO), Stickoxide (NOx), Kohlenwasserstoffen (THC) sowie den Partikelausstoß und Ruß. Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch eine Schallmessung stattfinden. In den Vergleichstest sollen darüber hinaus auch Verschleiß, Wartungsdichte und Fahrdynamik einbezogen werden und – nicht zuletzt – die Erfahrungen der Besatzung.
Pionierleistung mit neuartiger Technik
Die in Silent Green eingesetzte Kombination von Erdgas und elektrischem Antrieb ist neu und einzigartig. Mit Erdgas fährt das Fahrzeug ins Sammelgebiet und zurück. Der Elektromodus kommt beim normalerweise geräuschintensiven Leeren der Mülltonnen von Haus zu Haus zum Einsatz. Ein erdgasbetriebener und schallisolierter Generator erzeugt den für das Presswerk und die Tonnenlifter benötigten Strom. Beim Bremsen wird zudem Energie zurückgewonnen, in extrastarken Kondensatoren zwischengespeichert und beim Anfahren wieder abgerufen.
Eine Chance für mehr Umweltfreundlichkeit
Dem Rhein-Main-Gebiet kommt als stark wachsendem Ballungsraum eine wichtige Rolle im Umwelt- und Klimaschutz zu. Entsprechend richtungsweisend könnte der Einsatz eines neuen, umweltfreundlichen Fahrzeugs werden. Noch ist allerdings nicht sicher, was es tatsächlich im Alltag leisten kann. Zum ersten Mal werden auch die realen Verbrauchs- und Emissionswerte der in der Entsorgungsbranche weit verbreiteten Dieselfahrzeuge von unabhängiger Seite ermittelt. Doch die Hoffnungen, die auf den Vergleichstests ruhen, sind groß. Erwartet werden:
- Weniger Lärm
- Geringerer Schadstoffausstoß
- Geringerer Verbrauch von Ressourcen
- Und damit auch mehr Luft- und Lebensqualität in Rhein-Main
Das Projekt wird mit 421.900 Euro von der HA Hessen Agentur GmbH im Rahmen des Förderprogramms „Förderung der Elektromobilität“ mitfinanziert. Davon fließen 144.000 Euro in das Fahrzeug, das mit 500.000 Euro mehr als das Doppelte eines herkömmlichen Müllsammelfahrzeugs kostet. Die Vergleichstests sind auf einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren angelegt.